Sonntag, 12. bis Donnerstag, 16. November 2017

Deltaville/Virginia – St. Augustine/Florida

618 sm - 108 Stunden

Turbulente und Ereignisreiche Überfahrt.

Na, das war ja mal wieder ein Ritt ! 

Also erst einmal Adé Stingray Point Boad Works. 

Den letzten Abend haben wir sehr nett zusammen gesessen mit der Crew der "Kassiopeia", Claudia und Michl aus Nürnberg. Sie sind schon seit Jahren unterwegs und ein paar Monaten in Deltaville, zwischendurch in USA Freunde besuchen und haben ein interessantes Leben zu erzählen. 

Dann ging es morgens um 8 Uhr Leinen los. Am Ausgang Deltaville von der Finshing Bay Marina  trafen wir wie verabredet auf Balou, um die Fahrt gemeinsam nach Florida anzutreten. 

Die ersten 24 Stunden war der schwache vorhergesagte Wind, der uns mit Strom und Jockel die ersten 145 sm voranbrachten. Dann wurden die Segel gesetzt, der Wind drehte und brieste auf. 

Das verruchte Cap Hatteras (auf der Karte das Knie zwischen Oregon Inlet und Pamlico Sound) die haben wir schadlos umrunden können. Dort bildet sich häufig noch stärkere Winde und Wellen.  

Tja, und der komode Wind blies dann stärker auf als angesagt. Eigentlich blieb die See bis Mittwoch Nacht reichlich kräftig – immer 20 bis 30 kn. Die Böen hauten stärker – die Wellen von seitlich und hinten. 

War das eine Schaukelei ! In den Schlaf war nur schwer zu kommen. Nicht nur das Schaukeln sondern auch nach langer Zeit mal wieder die ungewohnten Geräusche. Na, da kommen doch wieder meine Ohrstöpsel aus dem Schrank. Und es passierte auch sonst noch so allerhand.

 

Nun der Reihe nach. 

Dick eingepackt ging es los. Die Thermo Unterwäsche und Mützen wurden unsere ständigen Begleiter – auch beim Frühstück. 

 

Begleiter: gleich begrüßten uns Delfine. Es ist immer wieder toll anzusehen wie albern sie um uns herum schwimmen und springen.

Auch die Heizung wurde mal für ein Stündchen angeschmissen, um sich im “Wohnzimmer” aufzuwärmen. 

Am Nachmittag piepste uns über UKW der (nicht auf dem AIS zu sehende) Katamaran Segler aus GB an, die  SY Lucy. Ein nettes Pläuschchen wurde abgehalten. Wo kommt ihr her? Fahrt ihr auch nach Florida? Immer wieder toll, daß man so kommuniziert auf “hoher See”. 

Tja, und dann kam die böse Nachricht. 

Nur nochmal so nebenbei. Man hat im UKW Funkgerät immer Kanal 16 an. Dort meldet sich regelmäßig die Coast Guard oder sonstige Schiffe, die etwas zu melden haben. Wenn man schnacken will wechselt man auf einen freien anderen Kanal. 16 muss immer frei sein.

Also hörten wir plötzlich so gegen 22 Uhr auf Kanal 16 Mayday.Mayday.Mayday. Von der Segelyacht Lucy. Schreck. Das haute ganz schön auf die Pumpe. Also, der Segler mit 3 Mann Besatzung ist sehr eng an  der Küste entlang gesegelt. Zu eng hat er wohl das Cape Lookout umrunden wollen und ist auf die Shoals aufgesetzt. Grundberührung. Ruderschaden. Wassereinbruch durch überschlagende Wellen. Es war ja recht stürmisch. Aber eingezeichnet waren diese Untiefen in den Seekarten. Wir waren nur 10 sm entfernt. Einige Frachter und Freizeitboote waren ebenfalls dicht bei und nahmen auch mit der Lucy Kontakt auf. Zum Glück kamen nach diverser Kommunikation zwischen Coast Gurard und dem Segler die Info, daß er wieder frei ist, daß eine Maschine wieder geht (ein Katamaran hat ja 2 Stück davon – sorry, für die “Nichtsegler) und er aus eigener Kraft in den nahe liegenden Hafen einfahren kann. 

Na, das ist ja noch mal gut ausgegangen. 

 

Bei uns ging es dann weiter. 

Riss in der Genua 1

Hamlos aber doof. Der Wind wurde doch immer stärker. Wir segelten nur mit der Genua 1. Diese haben wir dreimal je ein kleines Stückchen eingerollt, damit uns die Boen nicht so arg erwischen. Beim letzten Reffen sahen wir, daß das Segel am Sonnenschutz eingerissen ist. Shit. Der Riss wurde auch immer größer. 

Also rollten wir die große Genua ganz ein und unsere Kutterfock heraus. Ging ja auch gut. Aber nur so nebenbei – wir hatten in Deltaville unsere 2 Vorsegel  beim Segelmacher Ullmann, um alles durchchecken zu lassen, die Nähte zu kontrollieren und gerade den Sonnenschutz nachzunähen. Haben sie wohl auch gemacht, schließlich war die Rechnung von US$ 400,00 ja nicht ohne Arbeit zu rechtfertigen, oder ???? :-((

Nun, den Schaden schauen wir uns in St. Augustine an und werden ihn dort beim Segelmacher beheben lassen können.

Na, das ist ja noch mal gut ausgegangen. 

Reklamations Schreiben an Ullmann folgt. 

 

Hier der dunkelblaue Streifen – das ist der Sonnenschutz. Auf diesem Bild noch komplett. 

 

 

Bei “Balou” ging es dann weiter

Überhitzungsalarm vom Motor

Die Crew der Worlddancer hatte sich zu einer Kursänderung entschieden;  zwischen Beaufort und Savannah nicht den Bogen entlang der Küste zu nehmen. Wir gingen 30 G nach Backbord und nahmen direkten Kurs auf St. Augustine. Den kürzesten Weg. Auch gut. Balou war vor uns und fuhr den küstennahen Kurs weiter. Als ich dann spät nachmittags auf dem AIS sah, daß sie einen Schwenk in Richtung Savannah machten dachte ich an Zieländerung und Zwischenpause in Savannah. Auch gut. Dann waren sie weg auf dem AIS (ich dachte in einer sicheren Bucht) und auch per UKW nicht mehr zu erreichen.  Die vereinbarte Funkrunde auf Kurzwelle dann um 20 Uhr gab die erschreckende Erklärung:   Aufgrund von Windflaute dort in Küstennähe ( immerhin mittlerweile 20 sm entfernt von uns)  wurde bei “Balou” der Motor gestartet. Nach kurzer Zeit schon war die Temperaturanzeige auf Höchstalarm. Wir waren dann schon zu weit weg um den Funkkontakt zwischen Balou und der Coast Guard hören zu können (UKW max. 15-20 sm).  …..und ich dachte sie machen ein Päuschen in  Savannah, neeee, der Motor zickte. Wurde dann nach technischem Eingriff von Reiner wieder auf Tour gebracht und sie konnten zum Glück wieder auf Kurs gehen. Wir fuhren natürlich sofort ihnen entgegen und warteten, bis wir auf 2 sm Abstand wieder zusammen den Kurs auf St. Augustine aufnehmen konnten.  

Na, das ist ja noch mal gut ausgegangen. 

 

Die restliche Zeit segelten wir nun in trauter Zweisamkeit save herunter. Schon Nachts wurde der Himmel klar und die Sterne konnten von mir wieder “angehimmelt” werden. Die Luft wurde weicher. Die Sonne kam morgens heraus (ich habe sie nicht aufgehen sehen, denn ich durfte schlafen von 6-9 Uhr ). Ein herrlicher Segeltag mit erst 20 kn dann 12 kn Wind. So konnte ich dabei das Schiff von 5 Tagen/Nächten wieder herrichten, Staub-befreien innen, Salz-befreien im Kockpit und mich auf ein paar herrliche Tage in St. Augustine freuen. Aus dem anfänglichen Winteressen – Kohleintopf mit Hack etc. - wurde auch schon wieder das Sommeressen – Avocado-Tomaten-Mozzarella mit Baguette. Aus der Goretex Kluft wurden …. nah, seht selber

 

und endlich wieder so ein toller Sonnenuntergang

St. Augustine

Wir waren im Juni schon einmal hier und sehr begeistert. Ob uns die Delfine deswegen so nett begrüßen ? Viele viele neugierige Gesellen schwimmen und springen um die Schiffe herum. 

Wir liegen an einer Mooring direkt vor der City. Haben die gute Anfahrt mit dem Dingi an den Steg der Marina, können die gesamten Facilities nutzen.

 

Mit der History über die Eroberung des Spaniers Pedro Menendez und seinen 700 Soldaten im Jahre 1565 ist St. Augustine die älteste  besetzte europäische Niederlassung in Nord Amerika. 

Na, und die Touristen fliegen ein und werden von Darbietungen aller Art animiert. Piratenschiffe mit Vorführungen über Schlachten à la Captain Sparrow.  Das Fort Menendez lässt die Kanonen knallen. Spanisch – amerikanische Historie umgibt die ganze Stadt und alle Ereignisse.  

Aber die kleine niedliche Altstadt mit viel Action kommt uns nach der Zeit im verschlafenen Deltaville gut entgegen. Wir genießen Lifemusik und bummeln am ersten freien Tag.

Danach beginnt wieder die Arbeit

Segelmacher

 

Wir finden ein sehr entzückendes Ehepaar unter dem Namen Irish Sail Lady. 

Sehr kompetent untersuchen sie/wir den Schaden bei denen vor Ort. Und dann die böse Überraschung. Zwischen Sonnenschutz und Segel ist das Material gerissen. UV Strahlen haben den leicht herausguckenden Teil des Segels ermüden lassen. Fazit: der UV Sonnenschutz ist zu klein, ein wenig Segel guckt heraus. Zwar haben wir das auch festgestellt, aber nicht als tragisch angesehen.  Ein bischen selbst gemacht durch Unwissenheit.

Jaja, was die Sonnenstralen so alles anrichten.

 

 

Auch mit ein Grund sicherlich, da der vorherige Segelmacher die Naht nachgenäht hat, aber eine Falte ins Segel dabei. Großes Missgeschick. Bei diesem Starkwind ist die Naht natürlich gerissen und damit auch das Material. 

Super toll, daß die Irish Sail Lady auch innerhalb von 2 Tagen unser Segel reparieren konnte und den Streifen  des UV Schutzes vergrößert hat.

Insgesamt sind wir wieder mit US$ 400,00 dabei. 

 

Es weihnachtet sehr. Die Stadt ist geschmückt – abends strahlt  jeder Baum und jedes Haus.

Wir bleiben noch ein paar Tage - schaun  wir mal.